Machtdynamiken in der globalen Wissensproduktion: Zitieren

Diese Reihe zu Machtdynamiken in der globalen Wissensproduktion setzt sich damit auseinander, wie Macht und Wissen auf dem Gebiet der Afrikastudien definiert, verteilt und vorenthalten werden. Sie möchte Fragen der Chancengleichheit beleuchten, die oft im wissenschaftlichen Alltag keinen Platz finden, auch wenn sie integraler Bestandteil  der wissenschaftlichen Arbeit sind. Diese Fragen sind nicht neu. Sie sind seit langem 'ein zentraler Aspekt unserer akademischen und professionellen Tätigkeiten und beeinflussen die Legitimität unserer wissenschaftlichen Aktivitäten' (Marks and Kessi).

 

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'Das meiste, was als Wissen über Afrika allgemein akzeptiert wird, wird im Westen produziert' denn 'die Unterrepräsentation der afrikanischen Wissenschaft wiederholt sich weltweit durch Disziplinen, Forschungsfelder und Fachrichtungen' (Mama).

Es ist bekannt, dass Wissenschaftler*innen, die in Afrika leben, seltener in den internationalen Fachzeitschriften der Afrikaforschung publiziert werden. Arbeiten von Wissenschaftler*innen die in Afrika leben, werden auch weniger zitiert als Arbeiten von anderen Akademiker*innen. Dieses Defizit ist nicht auf methodische Unterschiede zwischen Wissenschaftler*innen in Afrika und anderen Wissenschaftler*innen zurückzuführen (Briggs und Weathers).

Während das Defizit an Publikationen aus Afrika zeigt, dass bestimmte Stimmen nicht zu hören sind, zeigt das Defizit an wissenschaftlichen Zitationen, dass Stimmen aus Afrika kein Gehör finden. Selbst die Autor*innen, die es schaffen in den wichtigsten internationalen Fachzeitschriften der Afrikaforschung zu publizieren, beeinflussen die Wissenschaft nicht wie ihre Kolleg*innen aus dem globalen Norden (Briggs and Weathers).

Vorurteile entwickeln schnell eine Eigendynamik: dadurch, dass Ideen und Analysen aus dem globalen Norden mehr Aufmerksamkeit bekommen und diese Arbeit häufiger zitiert wird, verstärken sich weit verbreitete Annahmen über Fachwissen aus den globalen Norden. So werden alternative Perspektiven verdrängt. Dies ist aber nicht hilfreich, wenn das darum geht komplexe Probleme zu verstehen (Evans).

Mama fordert daher nach einen 'Bekenntnis zu mehr Kollegialität und Solidarität mit Afrikas [...] Intellektuellen und eine ernstere Berücksichtigung ihrer kritischen Perspektiven.' Ihrer Meinung nach haben Kolleg*innen im globalen Norden 'eine ethische Verantwortung, das Engagement [ihrer Kolleg*innen] zu unterstützen, zu erleichtern und sich daran zu beteiligen, anstatt nur ihre eigenen Ideen zu verbreiten, als ob Afrika keine Intellektuellen hätte und diese kein Wissen beitragen würden' (Mama).

 

Sie würden gerne mehr Werke, die in Afrika erschienen sind lesen und zitieren?

Der FID Afrikastudien konzentriert sich auf die Erwerbung von Literatur, die auf dem afrikanischen Kontinent erscheint. Diese schwer beschaffbare, oft auch „graue“ Literatur soll afrikanische Wissenschaftsdiskurse in Deutschland sichtbar machen. Hier finden Sie die Liste der Neuerwerbungen. Diese Werke stehen Ihnen durch die Fernleihe zu Verfügung.

 

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